In (fast) allen slawischen Sprachen bedeutet DOMA "Zuhause".
Ein Zuhause das sich für Menschen in Ostdeutschland und Osteuropa im letzten Jahrhundert immer wieder neu geordnet hat.
...und wie schwer wiegen eigentlich Grenzen, wenn sie sich so leicht verschieben lassen?
Was bedeutet "zu Hause" in einer Region wie der Lausitz, wo Brandenburg, Sachsen, das Sorbenland, Polen und Tschechien immer in direkter Nachbarschaft liegen, aber nie richtig zusammen wachsen wollten? Sind es die Wunden der Vergangenheit, die nie wirklich heilen konnten?
Sind es die vielen Vorurteile, die sich hartnäckig halten, oder aber die komplizierten Sprachen,
die einfach keine gemeinsame Stimme finden?
Was, wenn es am Ende die Suche nach der Heimat ist, die uns eint und was würde passieren, wenn wir "Heimat" frei definieren könnten?
Diese Utopie hat die ostbelgische Bühnenpoetin Jessy James LaFleur gemeinsam mit Poetinnen und Poeten aus 2 Bundesländern und 3 Nationen mithilfe der "SPOKEN WORD AKADEMIE" wortwörtlich geschaffen. Über mehrere Monate entstanden im digitalen Austausch mehrsprachige Bühnentexte,
die im Juni in Weißwasser in einem "DOMA-Camp" zusammen fanden und nun bereit sind als einzigartige Theaterperformance auf Tour zu gehen.
"DOMA - A HOME FOR LOST POETS" ist ein besonderes poetisches Erlebnis für alle Heimatsuchenden, das von Klängen und Bildern getragen und mithilfe von Übersetzungen für jeden verständlich wird.
“DOMA” ist eine Ode an Europa und an das Miteinander in schwierigen Zeiten.
Denn Grenzgänger wissen: Heimat ist kein Ort. Heimat ist ein Gefühl.
Ein Gefühl, das die (L)OST POETS greifbar machen.
Länge: 75 Minuten
Sprachen: Deutsch, Obersorbisch, Tschechisch, Polnisch, Englisch & Französisch
Konzept und Regie: Jessy James LaFleur
Musik von Natasha Jaffe und Michael Nickel
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W(e) (nimale) wšěch słowjanskich rěčach woznamjenja němske „Zuhause“ DOMA.
Doma, kotrež je so za ludźi we wuchodnej Němskej a wuchodnej Europje w zašłym lětstotku přeco zaso znowa rjadowało.
… a kak sylne su hranicy scyła, hdyž dadźa so tak lochko přesunyć?
Što woznamjenja „doma“ w kónčinje kaž we Łužicy, w kotrejž Braniborska, Sakska, „kraj Serbow“, Pólska a Čěska stajnje w njeposrědnym susodstwje ležachu, tola ženje prawje hromadźe zrosć nochcychu?
Su to rany zańdźenosće, kotrež ženje dohojić njemóžachu?
Zaleži na njeličomnych předsudkach, kotrež so tak sylnje dźerža, chiba na komplikowanymaj rěčomaj, kotrejž njenamakatej zhromadny hłós?
Što je, hdyž je pytanje za domiznu wěc, kotraž nas zjednoći a što by so stało, hdyž bychmy „domiznu“ móhli swobodnje definować?
Tutu utopiju je wuchodobelgiska jewišćowa poetka - Jessy James LaFleur - zhromadnje z poetkami a poetami z dweju zwjazkoweju krajow a třoch narodow z pomocu "SPOKEN WORD AKADEMIE" stworiła.
W běhu wjacorych měsacow nastachu w digitalnej wuměnje wjacerěčne jewišćowe teksty, kotrež so w juniju w Běłej Wodźe w „DOMA – lěhwje“ zhromadźichu, zo bychu so jako jónkróćne dźiwadłowe předstajenje na podijach tury prezentowali.
"DOMA - A HOME FOR (L)OST POETS" je za wšěch domiznu pytacych wosebite poetiske dožiwjenje, kotrež hudźba a wobrazy přewodźuja a je z pomocu přełožkow za kóždeho/kóždu zrozumliwe.
“DOMA” je oda na zhromadnosć w ćežkich časach.
Přetož překročerjo mjezow wědźa: Domizna njeje městnosć. Domizna je začuće.
Začuće, kotrež (L)OST POETS zapřimliwje předstaja.
DOMA -
EINE POETRY
PERFORMANCE
ON TOUR
In Deutschland setzt sich die Gesellschaft nur geringfügig mit den Nachwehen der Wende, dem Verschwinden der sorbischen Kultur/Sprache und dem Ende des sozialistischen Ostblocks auseinander. Nicht nur in der Schule, sondern auch im künstlerischen Bereich ist die Thematisierung der "DDR" oder "Sowjetischen Besatzung" stark von der Motivation und Sozialisierung einzelner Kunst- und Kulturschaffender abhängig, noch seltener werden die Beziehungen zu den Nachbarländern von jungen Erwachsenen reflektiert, was auch weiterhin zum Erhalt von Stereotypen und einer sozialen Distanz beiträgt.
Um dies zu ändern braucht es dringend einen neuen grenznahen Dialog, der Raum schafft für eine
ehrliche Auseinandersetzung, die wichtige Fragen stellt;
Konnten die Wunden der Wende jemals verheilen?
Wie viele Narben sind geblieben und inwiefern haben diese Ereignisse noch immer einen Einfluss auf die eigene Familie, die Eltern und wie sehr beeinflusst diese Geschichte noch heute die Region?
Was bedeutet es eigentlich “Sorbisch”, “Ostdeutsch” und “Osteuropäisch” zu sein?
Gibt es gar eine gemeinsame “Ostblockidentiät”, die in einem nach-rechts-rückenden Europa neue Allianzen ermöglichen könnte?
Warum sind kulturelle Bezeichnungen und eine Himmelsrichtung von solch hoher Wichtigkeit?
Vielleicht weil sie uns ein Gefühl von “Identität” verschaffen, das Gefühl eines Zuhauses, dass auf der Landkarte nicht mehr sichtbar ist.
Sorgt der Wunsch nach einer individuellen Identität für die hohen Wahlergebnisse, die rechten Parteien zufliegen? Birgt Europa auch die Gefahr, dass sich nicht mehr alle gesehen fühlen?
Die Wende liegt nun über 30 Jahre zurück und ein geeintes Deutschland ist die Lebensrealität in die junge Menschen hineingeboren werden.
Nichdestotrotz hat die Vergangenheit auch heute noch einen riesigen Einfluss auf die Erziehung im "Osten", warum also findet die ostdeutsche/osteuroäische Geschichte so wenig Raum im Schulalltag?
Kaum jemand hinterfragt, warum wir zwar Französisch, Englisch oder Spanisch an sächsischen und brandenburgischen Schulen lernen, aber nur selten Polnisch, Tschechisch oder Sorbisch.
Warum strebt das Interesse für einen Schüleraustausch oder Studium eher nach Frankreich, England oder die USA, wenn es auch Prag oder Breslau sein könnten?
Für den Begriff “Ostblock” wählen wir ein neues Wort: “DOMA”, das in (fast) allen slawischen Sprachen verständlich ist und für eine neue poetische Auseinandersetzung mit der Zeit zwischen 1949 und 1989 und ihrem anhaltenden Einfluss auf die Gegenwart steht.
Als Grundlage für den neuen Nachbarschaftsdialog dienen die “Grenzerfahrungen” der Spoken Word Poetin Jessy James LaFleur, die als Ostbelgierin inmitten von BENELUX als deutschsprachige Minderheit aufwuchs und den Identitätskonflikt aus einer anderen Himmelsrichtung kennt und versteht.
Ihr tiefer Wunsch nach einem regen Nachbarschaftverhältnis im Osten hat dieses Projekt inspiriert und schließlich umgesetzt.
Weitere Infos zu den Projektinhalten und der Durchführung findet ihr in den Artikeln der Sächsischen Zeitung und der Lausitzer Rundschau, die im Juni über das erste DOMA-CAMP berichteten, das vom 25.06. bis 29.6. in der Station Weißwasser stattfand: